Das erste Signet des SVR
Die Geschichte
Die Jahre nach 1820 waren geprägt durch gewaltige Umwälzungen auf politischem, wirtschaftlichem und geistigem Gebiet.
Auch das Vereinsrecht nahm erst 1832 konkret Gestalt an. Dies dürfte auch der Grund gewesen sein, warum der musikalisch begabte Richterswiler Dekan Mathias Pestaluzz vorerst nur an die Gründung eines seeumspannenden Vereins dachte. Mit viel Idealismus knüpfte er musikalische Kontakte rund um den See. Und so wurde am 17. November 1825 mit 149 Mitgliedern der „Sängerverein vom Zürichsee“ gegründet.
Das Gründungsprotokoll
Bei seinem Amtsantritt als Richterswiler Dorfpfarrer im Jahre 1818 fand Pestaluzz eine Musikgesellschaft vor, bestehend aus einem Gemischten Chor und einem kleinen Orchester. Diese Gesellschaft löste sich aber Anfang der 1820er-Jahre auf. Er jedoch sammelte die musikbegeisterten Männer um sich und probte mit ihnen jeden Montag im Pfarrhaus. Lehrer Heinrich Gattiker schrieb darüber voller Begeisterung: Das waren herrliche Stunden.
Die Zeit der Sängerfeste
Ende der 1820er-Jahre fand jeden Sommer in einer Seegemeinde abwechselnd ein Sängerfest statt.
Der zündende Funke zur Gründung eines lokalen Chores dürfte entstanden sein durch die gemeinsame Arbeit bei der Gründung des „See-Verbandes“ 1826 und der Organisation des See-Sängerfestes 1829. Diese beiden Anlässe unter der gekonnten Führung von Mathias Pestaluzz haben die Sänger zu einer verschworenen Gemeinschaft geformt. Der Ruf nach einem eigenen Vorstand wurde wach, nach einem Verein mit Statuten und natürlich einem Vereinslokal. Und dieses Vereinslokal konnte nur der „Freihof“ sein. Und er war es dann auch bis 2023.
Schmittenbrunnen mit Freihof im Hintergrund
Die Gründung des Sängerverein Richterswil
Leider verstarb der Initiator Mathias Pestaluzz am 15. September 1929 an einem Schlaganfall. In der Folge gründeten die „Pfarrhaussingers“ offiziell den „Sängerverein Richterswil“ (Ein genaues Datum ist nirgends registriert, dasshalb wird überall nur das Jahr 1829 als Gründungsjahr genannt).
In den Jahren nach 1830 kam es immer wieder zu Zwistigkeiten zwischen den Landgemeinden und der Stadt Zürich. Die radikalen Reformer der Stadt stiessen auf eine konservative Landbevölkerung. 1832 wurde eine neue Kantonsverfassung angenommen welche den Bürgern neben neuen Volksrechten auch das Vereinsrecht brachte. So wurde der „Sängerverein Richterswil“ im Nachhinein auch rechtlich legitimiert.
Die Dirigenten des SVR
Der Sängerverein verstand es, von allem Anfang an ausgewiesene Persönlichkeit der Musikszene als Chorleiter zu engagieren.
Die Dirigenten des SVR über die Jahre waren:
Gemeinsame Spitzenleistung
Ein Meilenstein in der Vereinsgeschichte war das Erringen des 1. Bechers der Feststadt am Eidg. Sängerfest 1886 in St. Gallen.
Die erfolgreichen Sänger des SVR
Dieses Ereignis löste eine riesige lokale Begeisterung aus. Der Richterswiler Oberst H. Landis honorierte die Leistung des Sängervereins mit der Finanzierung eines Steinway-Flügels. Anfänglich war das Instrument im Singsaal des Breitenschulhauses zu Hause, später dann im Saal des Rest. Freihof, dem Probelokal des Sängervereins.
Der Steinway Flügel aus dem Jahre 1886
Etwas Spezielles
Für das Jubiläum „125 Jahre Sängerverein Richterswil“ (1954) wollte der damalige Präsident etwas Besonderes für den Verein schaffen: ihm schwebte
vor. Darin sollten fortan die wichtigsten Ereignisse zeichnerisch, kalligrafisch und fotografisch verewigt werden. Und zwar nicht auf gewöhnlichem Papier sondern auf Pergament. Aktuell ist der dritte Band im Entstehen.
Impressionen aus dem Goldenen Buch, Band 1
Impressionen aus dem Goldenen Buch, Band 2
Lokale Synergien
Schon früh begann auch die „Zusammenarbeit“ mit dem damaligen „Töchternchor Richterswil“. Sei es durch die gemeinsame Organisation von gesellschaftlichen Anlässen oder gemeinsamen Auftritten. Und diese gute Zusammenarbeit überdauerte auch die Kriegsjahre und gipfelte in der Durchführung diverser Sängerfeste. So 1969 auf dem Tössschulhausplatz und 1986 und 2001 auf den Hornareal.
Neue Vereinsfahnen
Die Festivitäten zum 175. Geburtstag des "Sängervereins am Zürichsee" im Jahre 2001 nutzten die beiden Chöre, um auch sich selber ein Geschenk zu machen.
In einer feierlichen Zeremonie entrollten sowohl der Frauenchor als auch der Sängerverein eine neue Vereinsfahne. Dieses Erkennungslogo ziert seither Schriftstücke und Internetauftritt der beiden Chöre. Für den Frauenchor ist diese Fahne die erste überhaupt.
Musikalische Leckerbissen
Bewegte Zeiten erlebten die beiden Chöre mit ihrem gemeinsamen Chorleiter Heiner Egli (1989 – 2001). Er führte die Sängerinnen und Sänger in die grosse Welt der Oper ein. Als „Konzertchor Richterswil“ begeisterten sie die Bevölkerung Ende Januar 1995 mit Musik von Mozart und Verdi.
Die Begeisterung in beiden Chören war so gross, dass 1999 ein weiteres Konzertwochenende mit Werken derselben Komponisten gegeben wurde. Die zahlreich erschienen Konzertbesucher waren fasziniert vom Solistenpaar Szuzsa Alföldi, Sopran und Claudio Danuser, Bariton.
Der SVR im 21.Jahrhundert
Und nicht nur bei den Zuhörenden, sondern auch bei den Sängerinnen und Sängern sprang der Sympatiefunke. Das führte dann dazu, das die Beiden in der Folge die Direktion der jeweiligen Chöre übernahmen und sie durch
Weitere grosse Chorprojekte führte:
Virus mit tiefgreifenden Auswirkungen
Das im Winter 2019/2020 grassierende Corona-Virus brachte viele Chöre (und andere Vereine) arg in Bedrängnis. Zu Beginn wurde der Chorbetrieb durch die Behörden komplett verboten. Dann irgendwann wurde ein zögerlicher Probebeginn mit Maske und genügend Abstand wieder erlaubt. Eine extrem gewöhnungsbedürftige Situation!
Viele Sänger die vielleicht schon länger mit dem Gedanken gespielt haben aufzuhören, entschieden sich, diese Strapazen nicht mehr auf sich zu nehmen und verliessen den Sängerverein. Dadurch schrumpfte die Anzahl der aktiven Sänger ausserordentlich stark...
Quellen:
Hans Schmid, Jubiläumsschrift „175 Jahre Sängerverein Richterswil“
Jubiläumsschrift zum 50-jährigen Jubiläum des "Sängervereins vom Zürichsee" anno 1876